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Vietnam aufgeteilt in Nord
und Süd |
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"I
seriously doubt if we will ever have another war. This is probably
the very last one." Richard Nixon
Der Französische Indochina-Krieg (1945-1954)
Als 1887 die Franzosen die Indochinesische Union (Vietnam,
Laos und Kambodscha) gründeten, dachte niemand daran, dass dieser Ort einmal der
Schauplatz des längsten Krieges des 20. Jahrhunderts werden würde.
Während des 2. Weltkrieges kämpften die Vietnamesische Armee
an der Seite der Franzosen um die Japanischen Besetzer zu vertreiben. Die
Motivation für die Vietnamesen in diesen Kolonialkrieg einzugreifen, war einzig
und allein das Versprechen der Franzosen Vietnam nach dem Krieg in die
Unabhängigkeit zu entlassen. Als die versprochene Unabhängigkeit nach dem
gewonnen Krieg nicht gewährt wird nimmt die vietnamesische Befreiungsbewegung,
der Viet Minh, unter der Führung von Ho Chi Minh gegen die Kolonialmacht
Frankreich welche finanziell durch die USA unterstützt wurde auf.
Die Ideologie der Viet Minh wurzelte in Lenins Theorie eines
nationalen Bedürfnisses aller fortschrittlichen und anti-imperialistischen
Kräften in kolonialen Gesellschaften. Von Mao Tse-tung, der seit Ende der
zwanziger Jahre einen Guerillakrieg gegen die Nationalchinensen führte,
entlehnte sie die Übertragung des Kommunismus auf asiatische Verhältnisse.
Der Krieg wird am 7. Mai 1954 in Gegend um die Stadt Dien
Bien Phu zu Gunsten des technisch und finanziell benachteiligtem Viet Minh
entschieden. Als die letzten französischen Einheiten nach 55 Tagen Einkesselung
und Dauerbeschuss kapitulierten, läutete diese Niederlage nicht nur den Rückzug
aus Vietnam, sondern aus ganz Indochina ein.
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Ho Chi Minh (Nguyen Sinh
Cung) |
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Ein geteiltes Land (1954 - 1960)
Im Juli 1954 unterzeichneten die Demokratische Republik
Vietnam (Nordvietnam) und die Franzosen unter Druck durch die USA, China und der
Sowjetunion einen Waffenstillstandsvertrag. Man einigte sich darauf Vietnam
längs des 17. Breitengrads zu Teilen. Als Pufferzone richtete man eine
entmilitarisierte Zone ein. Des weiteren einigte man sich darauf, innerhalb von
2 Jahren gesamt-vietnamesische Wahlen zu veranstalten und das Land danach
wiederzuvereinigen. Der Norden wurde fortan durch die Lao Dong (kommunistische
Arbeiterpartei) regiert. Im Süden herrschte das unpopuläre Bao-Dai Regime.
Während der Folgejahre unterdrückt Ngo Dinh Diem die
buddhistische Mehrheit im Land und gibt den Katholiken in allen Belangen den
Vorzug. Des weiteren versucht Diem mit Unterstützung der USA
gesamt-vietnamesische Wahlen zu verhindern, da er gegen den beliebten Ho Chi
Minh in freien Wahlen keine Chance hätte.
Um die Jahreswende 1956/1957 entwickelte sich aus
gelegentlichen Übergriffen unzufriedener oder aufgehetzter Bauern eine Bald an
Schlagkraft gewinnende Widerstandsbewegung. Auch auf politischer Ebene
verschärfte sich der Druck gegen Diem als sich im März ehemalige Führer der Viet
Minh, Buddhisten sowie einige Katholiken zur Gründung einer National Libertin
Front kurz NLF, eine Allparteienregierung aufriefen.
Vorentscheidungen (1961 - 1963)
Der 2527. Geburtstag von Buddha, der 8. Mai 1963, markierte
den Anfang vom Ende der "begrenzten Partnerschaft" zwischen den USA und Ngo Dinh
Diem. Im ganzen Land zogen die Buddhisten ihre Flaggen auf um Ihren
Religionsstifter angemessen zu feiern. Die zahlreichen Fahnen mit den Farben des
Vatikan, welche zu Ehren des Bruders von Diem, Erzbischof Ngo Dinh Thuc, gehisst
worden waren, wurden heruntergenommen und verbrannt. Für die USA war nun klar
das Diem's Zeit gekommen war. Sie unternahmen nichts als die CIA von dem
Putschvorbereitungen einiger Generäle der Armee der Republik Vietnam (kurz ARVN)
Kenntnis erlangte. Von nun an regierte eine korrupte und instabile
Militärführung in Südvietnam.
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Ngô Đình Diệm |
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Der "Amerikanische Vietnamkrieg" (1964 - 1967)
Bis 1964 führten die Amerikaner in Vietnam nur verdeckte Operationen durch. Zum
Teil führten Sie auch Operationen unter Laotischer Flagge von Laos aus, in
Nordvietnam durch.
Am 2. August 1964 änderte sich aber diese Situation, als im
Golf von Tonkin der amerikanische Zerstörer "Maddox" angeblich mehrere Male von
nord-vietnamesischen Torpedobooten angegriffen wird. Nach amerikanischen Angaben
befand sich die "Maddox" in internationalen Gewässern, aber gemäß Anspruch der
nord-vietnamesischen Führung in Hanoi, welche eine 12 Meilen Seezone
beanspruchte, befand sich die "Maddox" in feindlichen Gewässern. Diese
"Tonkin-Resolution" wurde im
Repräsentantenhaus mit 416 zu 0, im Senat mit 88 zu zwei Gegenstimmen (Wayne
Morse und
Ernest Gruening beide Democratic Party) verabschiedet.
Die "Tonkin-Resolution" war keine Kriegserklärung, sondern eine offene
militärische und politische Unterstützungserklährung an die RVN.
Vorerst dachte man in Washington man könnte den Krieg durch
gezielte Luftangriffe gewinnen und so startete man am 7. Februar 1965 die
Operation ,,Rollender Donner". Die Operation war nicht ein isolierter
Vergeltungsanschlag auf einen Anschlag der NLF auf eine amerikanische
Helikopterbasis, sondern eine Luftoffensive ohne zeitliche Begrenzung, doch
diese Tatsache verschwieg man der amerikanischen Bevölkerung.
Die Operation ,,Rollender Donner" konzentrierte sich zunächst
auf Ziele in der entmilitarisierten Zone. Im verlauf es Jahres 1966 bewegten
sich aber die Luftangriffe Richtung Norden. Um eine chinesische Intervention zu
vermeiden, schreckten die USA jedoch vor Angriffen gegen Hanoi und die
Hafenstadt Haiphong zurück. Im Vietnamkrieg wurden 5x mehr Bomben abgeworfen als
insgesamt im 2. Weltkrieg.
Angesichts des mässigen Erfolges der Luftangriffe, wurden
immer mehr amerikanische Truppen nach Vietnam einberufen. Zeitweise waren bis zu
über 550'000 amerikanische Soldaten im Vietnam stationiert. Bei 11 % Schwarzen
in den USA stellte Sie etwa 20 % der Truppen in Vietnam und auch die Verluste
waren bei Ihnen um ein vielfaches größer als bei den Weißen. Weil viele der
"Schwarzen" nur über eine geringe Bildung verfügten, waren die Aufstiegschancen
für sie völlig unbefriedigend. Viele hatten das Gefühl als Kanonenfutter
missbraucht zu werden. Dieser Umstand führte dazu, dass sich in den USA unter
Martin Luther King eine afroamerikanische Bürgerrechtsbewegung bildete.
Der Vietnamkrieg war die erste militärische
Auseinandersetzung, die Amerikaner zu Hause am Bildschirm verfolgen konnten.
Dies geschah weil die ,,Golf von Tonkin-Resolution" keine eigentliche
Kriegserklärung war und es somit von Seiten der Regierung her nicht möglich war
die Kriegsberichterstattung zu zensieren. Durch die Programmgestaltung und
Bildauswahl trug das Fernsehen in den ersten Jahren des Krieges nicht zur
Förderung einer Antikriegsstimmung bei, im Gegenteil: Es unterstützte die
Kriegspolitik der Regierung. Erst als die amerikanischen Truppen erhebliche
Verluste tragen mussten, änderte sich auch die Berichterstattung der Medien und
man kritisierte nun die Politik Johnson's.
Im Verlaufe des Krieges bildete sich in den USA auch eine
eigentliche Antikriegsbewegung, die im wesentlichen von den Studenten und der
jungen, aufstrebenden Bildungselite getragen wurde. Durch den Umstand, dass aber
dicht diese Bevölkerungsschicht den Krieg hautnah erleben mussten sondern eher
die untere Mittelschicht, erklärt sich auch warum sie bis 1968 nie mehr als drei
bis vier Millionen aktive Anhänger gewinnen konnte. Die ,,schweigende Menge" an
die Präsident Johnson während der Kriegsjahre immer appellierte war um ein
vielfaches größer als die eigentliche Antikriegsbewegung.
Die Wende im Krisenjahr 1968
Wie in jedem Jahr feierten am 31. Januar 1968 die Bewohner
Saigons und anderer Städte das buddhistische Neujahrsfest Tet. Diesen Umstand
nützte die NLF um mit ihrer Tet-Offensive zu beginnen. Sie NLF Soldaten griffen
fünf der sechs großen Städte, 36 der 44 Provinzhauptstädte, 64 lokale
Verwaltungssitze und zahlreiche Ortschaften an. Die ARVN konnten die Offensive
erst nach einigen Tagen mit Unterstützung der Amerikaner erfolgreich
zurückdrängen, die amerikanischen Truppen erhielten aber einen erheblichen
Imageschaden an der Front Zuhause. Den erstmals zeigen sich die waren Bilder des
Krieges, zerstörte Gebäude, herumliegende Leichen, usw. Ab diesem Zeitpunkt
änderte sich in den USA auch die Berichterstattung welche jetzt zunehmend
negativer ausfiel.
Militärisch war die Tet-Offensive für die NLF eine
Niederlage, weil sie hohe Verluste hinnehmen musste und weil die erhofften
Ausstände in den Städten ausblieben. Politisch hingegen war die Tet-Offensive
ein durchschlagender Erfolg. Sie markierte den Wendepunkt des Krieges. Denn die
Druckwelle von Tet bewirkte im fernen Washington ein politisches Erdbeben.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges machten sich
seit 1967 in einem sprunghaft ansteigenden Zahlungsbilanzdefizit bemerkbar. Die
sogenannte Goldeinlösungsgarantie, auf deren Grundlage der Dollar seit 1944 die
internationale Leit- und Reservewährung war, ermöglichte es den europäischen
Zentralbanken ihre Dollarbestände zu einem Fixkurs gegen Gold umzutauschen. Dies
führte zu einem großen Abfluss an Dollar Investitionen, was den Dollarkurs enorm
schwächte.
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Richard Nixon |
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Vietnamisierung (1969-1973)
Im Wahlkampf um das Präsidentenamt im Jahr 1968 versprach
Richard Nixon die Beendigung des unpopulären Krieges in Vietnam. Das er den
Einzug nur mit Hilfe Manipulationen schaffte, stellte sich Jahre später in der
,,Watergate" Affäre heraus, aufgrund welcher Nixon vorzeitig zurücktreten
musste.
Schrittweise zogen sich die Amerikaner aus Vietnam zurück und
gleichzeitig versuchte man die ARVN noch entscheidend Aufzurüsten. Die
Truppenstärke wurde bis auf über 1'000'000 Man angehoben und die Truppenverbände
wurden mit neuster Waffentechnik ausgerüstet um nach dem vollständigen Abzug der
Amerikaner gut gerüstet zu sein. Durch erneute Bombenangriffe versuchte die USA
noch einmal Nordvietnam zu schwächen und an den Verhandlungstisch zurück zu
bomben.
Im März 1972 drangen 120'000 nordvietnamesische Soldaten in
die südvietnamesische Republik ein. Zu dieser Zeit befanden sich noch etwa
95'000 amerikanische Soldaten in Südvietnam, davon aber nur noch 6'000
Kampftruppen. Die Osteroffensive gab Nixon den Anlass noch einmal starke
Luftangriffe zu fliegen. Mit Hilfe modernster Technik und so genannten
,,intelligenten Bomben" gelang es den Amerikanern den Nachschub für die
nord-vietnamesischen Truppen abzuschneiden und die ARVN konnten die Angreifer
bis zum Sommer zurückschlagen. Die Nordvietnamesen erlitten gewaltige Verluste
und mussten 100'000 Tote beklagen, die ARVN dagegen ,,nur" 25'000 Opfer.
Im Pariser Abkommen vom Januar 1973 einigten sich die
nord-vietnamesische Führung und die USA auf einen Waffenstillstand. Die USA
mussten binnen 60 Tagen alle Truppen aus dem Vietnam abziehen und die
Nordvietnamesen billigten der Thieu-Regirung das Recht auf Fortbestand zu.
Für die Nordvietnamesen kam trotz Waffenstillstand vom Januar
1973 ein geteiltes Vietnam nicht in Frage. Aus den Lehren die man aus der Tet-
und aus der Frühjahrsoffensive von 1972 resp. 1968 gezogen hatte, machte man
sich an die Vorbereitung für eine entscheidende Offensive. Weil Ende 1974 die
USA mit internen Problemen beschäftigt war (Watergate Affäre, Amtsrücktritt
Nixon's) entschied sich die nord-vietnamesische Führung im März 1975 nochmals
für einen Offensive. Weil die ARVN schlecht organisiert war oder und weil es
Ihnen befohlen wurde sich in die Städtereiche Küstenregion zurückzuziehen,
konnten die Nordvietnamesen rasch relativ große Geländegewinne verzeichnen.
Bereits am 1. Mai 1975 zogen Hanois Truppen in Saigon ein und nahmen die
Kapitulation General Minh's, dem neuen Südvietnamesischen Führer, entgegen.
Damit ging der dreißigjährige Krieg um die Macht in Vietnam zu Ende.
Da die amerikanische Botschaft in Saigon die Evakuierung zu
spät einleitete, mussten viele Militärs und über 100'000 Vietnamesen durch die
US-Streitkräfte ausgeflogen werden.
Der Krieg ging für die Vietnamesen jedoch noch zwei
Jahrzehnte weiter.
Am 28. Dezember 1978 machte die
VR Vietnam dem wüten der roten Khmer ein Ende
und fielen in die damalige Demokratische Republik Kampuchea (Khmer Republik)
ein. Bereits am 8. Januar 1979 erobern die vietnamesische Truppen (PAVN) die
kambodschanische Hauptstadt Phnom Penh und ziehen 1989 erst ihre Truppen aus
Kambodscha wieder ab.
Auswirkungen des Krieges
Im Vietnamkrieg wurden schätzungsweise zwei Millionen
Vietnamesen getötet, drei Millionen verwundet und Hunderttausende von Kindern
als Waisen zurückgelassen; etwa zwölf Millionen Menschen verloren ihrer Heimat.
In den von politischer und Repression und massiven wirtschaftlichen
Nachkriegsjahren von 1975 bis 1982 emigrierten rund 1,2 Millionen Vietnamesen
und ließen sich in über 16 anderen Ländern nieder, Etwa 500'000 Vietnamesen, die
so genannten ,,Boat People" versuchten in kleinen Booten über das Südchinesische
Meer aus Vietnam zu entkommen; viele kamen dabei ums Leben. Jene, die überlebten
sahen sich selbst in den Ländern, die zuvor Vietnamesen aufgenommen hatten, mit
Einwanderungsverboten oder zumindest Beschränkungen konfrontiert.
,,Vietnam gewann den Krieg und Verlor den Frieden" kein
anderer Satz kann das Schicksals Vietnams genauer treffen. Unter der im
Vietnamkrieg total zerstörten Wirtschaft und Infrastruktur werden die
Vietnamesen noch Jahrzehnte zu leiden haben. Trotz des Wirtschaftsaufschwungs
der späten 80er Jahren in Asien, gilt Vietnam weiterhin als eines der ärmsten
Länder der Welt. Durch den Einsatz von Napalm und dem Entlaubungsmittel ,,Agent
Orange" wurden zum Teil irreparable ökologische Schäden angerichtet. Bis heute
ist kommen in Vietnam jährlich mehrere Tausend Kinder als Missgeburten zur Welt
und die Krebserkrankungen sind in fast keinem anderen Land der Welt so hoch.
Das ,,Vietnam-Syndrom" und die ,,Dolchstosslegende" prägen
die Außenpolitik der USA bis heute. Der Krieg beeinflusste die Einstellung
vieler Amerikaner zu ihrem Land und führte zu einer Kritischen Überprüfung des
amerikanischen ,,Exzeptionalismus" - der Überzeugung, dass die Nation der
Einwanderer anderen Staaten und Völkern ein Vorbild sein muss.