Zeitchronik des Vietnam-Konfliktes 1968

 

Die Chronik wurde der Zeitung "NAM" entnommen. Sie ist recht Bodenständig, weshalb auf manche Ereignisse nicht genauer eingegangen wird. Mit Hilfe dieser Übersicht sollen entsprechende Geschehnisse des Konfliktes besser zugeordnet werden können. Einige Übersetzungen sind nicht 100%ig korrekt. Mithilfe ist erwünscht.

 

1968

 

Anfang 1968 schienen die USA in Vietnam noch die Oberhand zu haben. Aber die TET-Offensive Ende Januar zerstörte diese Illusion. Die US-Öffentlichkeit sah, wie ein scheinbar angeschlagener Feind den Krieg gegen das Herz von Saigon, ja sogar gegen die US-Botschaft führte. Der Vietcong und die NVA griffen 36 der 44 Provinzhauptstädte an, 64 der 242 Distrikthauptstädte und fünf der sechs autonomen Städte. Fernsehbilder berichteten in den US-Wohnungen vom Versagen der Amerikaner. Die Belagerung von Khe Sanh war der Auftakt zur TET-Offensive. In den Augen der Öffentlichkeit nahm die Verteidigung dieses Stützpunktes Ausmaße von Alamo an. Zur Entlastung wurde eine größere Offensive, Operation Pegasus, gestartet. Doch die USA kam durch ihre Konzentration auf Khe Sanh den Kommunisten entgegen. Sie zogen Truppen aus solchen Gebieten ab, die der Feind schon als Schlachtfeld für die Tet-Offensive markiert hatte.

 

Nach militärischen Begriffen war TET ein Sieg der US- und ARVN-Truppen. Die ARVN überlebte mehr oder weniger intakt, denn es gab keine Unterstützung des Volkes für den Vietcong im Süden. Der Vietcong erlitt große Verluste (wahrscheinlich 40.000 Truppen). Politisch jedoch war TET eine Katastrophe für die USA. Die mit der Niederschlagung der Offensive verbundenen Verwüstungen und die unsauberen Methoden des Saigoner Regimes schockierten die US Bevölkerung und unterstrichen erneut die Frage nach der Moral dieses Krieges. Das berühmteste Opfer der TET-Offensive war Johnson. Am 31.März gab er bekannt, dass er sich nicht zur Wiederwawhl stellen werde. Da auch Westmoreland als MACV-Befehlshaber im Juni abgelöst wurde, schienen die Politiker und Militärs nicht mehr zu wissen, wie es nun in Vietnam weitergehen sollte.

 

Januar

 

30. Dezember - 2. Januar

Die Neujahrs-Waffenruhe wird durch gelegentliche Gewalttaten unterbrochen.

1. Ho Chi Minh gibt bekannt, dass das neue Jahr für die kommunistische Seite militärische Siege bringen wird.

3.-4 Die 1. Cav. Div. wird im Que Son Tal angegriffen.

4. Außenminister Rusk reagiert vorsichtig auf Hinweise, wonach Hanoi zu Friedensgesprächen bereit sei.

5. Die US 11.US-Leichte Infantriebrigade kommt in Vietnam an.

8. Vietcong Truppen greifen Khiem Cuong bei Saigon an.

12. USA und Kambodscha einigen sich auf Maßnahmen, um Kambodscha aus dem Krieg herauszuhalten. Zwischen beiden Staaten hatte es Spannungen gegeben, weil Kambodscha anscheinend kommunistischen Truppen den Aufenthalt auf seinem Gebiet erlaubt hatte.

13.-15. US-Flugzeuge fliegen Angriffe auf den Ho-Chi-Minh-Pfad.

 

Der Ho-Chi-Min-Pfad dient der Versorgung des Vietcong.

 

15. In Saigon lehnt Thieu in seiner Rede Gespräche zwischen den USA und Nordvietnam kathegorsich ab.

21. Der US-Marine Stützpunkt Khe Sanh wird von NVA Truppen angegriffen und belagert. Operation Lancester II wird von der dritten Marine-Division fortgesetzt.

 

29.Januar- Der US- Marine Stützpunkt Khe Sanh muss aus der Luft versorgt werden, während der Belagerung.

 

30. Am ersten Tag der TET-Waffenruhe beginnt der Vietcong in südvietnam mit einer größeren Offensive. Hanoi erklärt, dass die Offensive die "US-Aggressoren bestrafen" soll.

31. Die US-Botschafft in Saigon wird gestürmt und von 19 Vietcongs sechs Stunden lang gehalten. Als die Botschaft zurückerobert wird, werden alle VC getötet. VC-Truppen greifen auch den Präsidentenpalast in Saigon an. Schließlich werden 11.000 Soldaten zur Bekämpfung der 1.000 Vietcong in Saigon eingesetzt. Die Offensive wird am 10.Februar weitgehend zerschlagen. Die Zitadelle in Hue wird von Vietcong und NVA besetzt und gehalten.

 

das LIFE Magazine behandelt die Thematik des Angriffes auf die US Botschaft.
 

Februar

 

1. Ein gefangener Vietcong wird von Nbuyen Ngoc Loan, dem Saigoner Polizeichef, vor laufenden Fernsehkameras standrechtlich erschossen. Die Filmberichte verschlechtern das Ansehen Saigons in der Welt rapide. Südvietnam setzt das Kriegsrecht ein.

 

Per Kopfschuss richtet während TET, der Polizeichef von Saigon einem Vietcong auf offener Straße hin.

 

2. Johnson erklärt, die TET offensive sei "ein völliger Fehlschlag" gewesen.

3. NVA-Truppen erlangen die Herrschaft über Kon Tum im Zentralen Hochland. Ein Höherer Offizier gibt zu, dass die US-Truppen von der Offensive überrascht worden sind.

4. Washington beschließt, Khe Sanh zu verteidigen statt sich zurückzuziehen. Die ARVN beginnt mit der Operation Tran Hung Dao.

7. Das Special Forces Camp Lang Vei, wird von den NVA Truppen überrant und erobert. Jedoch werden alle Panzer ohne die eine Eroberung wahrscheinlich nicht möglich gewesen wäre, mit Panzerabwehrmitteln der Verteidiger vernichtet.

 

Mit Panzern hatte bei Lang Vei niemand gerechnet.

 

8. Einhundertzwanzig Marines werden an einem Tag in Khe Sanh getötet. Schwere Kämpfe entwickeln sich zwischen der 199. Leichten Infanterie Brigade und dem Vietcong auf der Rennbahn Phu Thon in Saigon.

10. Eine Nordvietnamesische Zeitung beschreibt Khe Sanh als Amerikas "Dien Bien Phu"

11. Zusätzliche 11.000 Mann der ARVN-Truppen werden mobil gemacht.

14. US-Flugzeuge fliegen einen Luftangriff auf den Raum Hanoi.

16. Nach Spekulationen verneint Johnson den Einsatz von nuklearen Waffen in Vietnam.

17. Einheiten der 82. Luftlandedivision werden nach Vietnam entsandt.

18. Der Vietcong hat offensichtlich die Taktik geändert und beschießt südvietnamesische Städte mit Granaten, greift die Städte aber kaum an.

21. Die Gesamtzahl der US-Truppen beläuft sich jetzt auf 495.000 Mann.

23. Die Kommunisten testen die Stärke der Verteidiger von Khe Sanh mit einem schweren Angriff.

 

Es ist unklar, wie lange Khe Sanh noch gehalten werden kann.

 

25. ARVN-Truppen erobern den Kaiserpalast in Hue zurück. Dreiviertel der Stadt werden zerstört. Westmoreland beschreibt TET als "eine militärische Niederlage" des Feindes. Der Vietcong verlor mit Tet die Masse ca. 50.000 seiner Kämpfer. Er hörte faktisch auf zu existieren. Nordvietnam entledigte sich mit Tet einer evtl. zweiten späteren Regierungskraft (dem VietCong) und übernahmen nach Tet die alleinige Führung der  militärpolitischen Operationen.

 

März

 

2. In Tan Son Nhut fallen 48 Mann der 25.th US-Infantriedivision - dies war einer der verlustreichesten Hinterhalte des Krieges.

6. Die Opfer von TET werden mit insgesamt 50.000 Kommunisten, 11.000 ARVN-Soldaten, 2.000 US-Soldaten und 7.500 Zivilisten beziffert.

11. Operation Quyet Thang beginnt im Raum Saigon. In der bislang größten Operation sind 33. Batallione aus sieben Verbänden eingesetzt.

12. Der Friedensbeführworter, Kandidat Senator Eugene McCarthy, wird bei den Vorwahlen der Demokraten in New Hampshire knapp hinter Johnson zweiter Sieger.

13. Die Saigoner Regierung gibt Pläne bekannt, mit einer "Freiwilligen Truppe" in den Norden einzumarschieren. Washington lehnt das ab.

17. Gewaltsame Auseinandersetzungen vor der US-Botschaft in London; 300 Kriegsgegner werden verhaftet, 50 Personen verletzt. Operation Duong Can Dan (Weg des Volkes) der 9. Infanteriedivision beginnt. Am 21.ten Mai wird sie mit einer ARVN-Operation zusammengelegt.

21. Die New York Times veröffentlicht einen optimistischen Bericht von Westmoreland an Johnson vom Januar, danach konnte der Präsident kaum mit der Offensive gerechnet haben.

22. Es wird beschlossen, Westmoreland im Juni als US-Befehlshaber in Vietnam abzulösen und zum Stabs-Chef des Heeres zu befördern.

25. Bei der Operation Quyet Thang werden fast 300 Vietcongs getötet.

26. Unter schweren Verlusten wird ein NVA-Angriff auf einen US-Feuerstützpunkt im Kon Tum im Zentralen Hochland abgewehrt.

29. Nach Verhandlungen werden zwei NVA-Kriegsgefangene von den USA freigelassen.

31. In einer aufsehenerregenden Fernsehsendung gibt Johnson bekannt, daß er sich nicht um die Wiederwahl bemühen werde, gleichzeitig erklärt er die Begrenzung der Luftangriffe auf Nordvietnam und fordert Hanoi zu Friedensgesprächen auf. Erste Kontakte erfolgen unverzüglich.

 

April

 

1. Die 1. Cav. Div. beginnen mit der Operation Pegasus, um die Belagerung von Khe Sanh zu durchbrechen. US-Flugzeuge dürfen nicht mehr als 360 Kilometer nördlich der Demilitarisierten Zone bombardieren.

5. Als die 1.Luftaufklärer den Stützpunkt erreichen, ist die Belagerung von Khe Sanh schon teilweise aufgehoben.

8. Die Alliierten beginnen im Raum Saigon mit einer größeren Gegenoffensive, der Operation Toan Thang (Völliger Sieg)

14. Khe Sanh wird befreit.

27. US-Feindlageberichte enthüllen, dass seit der Beschränkung der Bombardements auf den Ho-Chi-Minh Pfad rund 2.000 Versorgungsfahrzeuge zusätzlich identifiziert worden sind. 200.000 Studenten in New York bestreiken aus Protest gegen den Krieg Vorlesungen.

 

Mai

 

3. Paris wird als Verhandlungsort für die Friedensgespräche zwischen den USA und Nordvietnam gewählt.

5. Eine zweite Schlacht um Saigon beginnt mit einer Welle von Bodenangriffen des Vietcong, begleitet durch den Beschuß von 119 Städten, Ortschaften und Kasernen. Die Kämpfe greifen in Saigon auf den Ortsteil Cholon, den Luftwaffenstützpunkt Son Nhut und die Phu Tho Rennbahn über.

10. Die Pariser Friedensgespräche werden eröffnet, geraten aber sofort in eine Sackgasse.

17. Die Operation Nevada Eagle und Jeb Stuart III werden von der 101. Luftlande- und der 1.Luftaufklärungsdivision gestartet und führen zu 5.500 feindlichen Verlusten.

 

Während der OP "Nevada Eagle" erbeuteten die US Truppen große Mengen an Feindwaffen.

 

18, Die Operation Memluke Thrust der 1. Marine Division in der Provinz Quang Nam beginnt.

25. Die dritte Schlacht um Saigon beginnt und dauert bis zum 4. Juni.

 

Juni

 

11. Westmoreland kehrt in die USA zurück und wird in Vietnam von General Creighton W. Abrams agbgelöst.

28. Ein NVA-Vertreter bezeichnet den Rückzug der US-Marines aus Khe Sanh als bisher "schwerste Niederlage" der USA.

 

FORTSETZUNG FOLGT (in einigen Wochen)